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Eingestellt von Uyakoğlu Ömer

ALLAH, DER ERHABENE, IST EINZIG

Nach der Auffassung der Priester müsste man das Christentum und den Islam vergleichen und feststellen, welche Religion wahrer ist, und demnach die wahre anerkennen. Im vorigen Teil dieses Buches haben wir den heiligen Koran und die als Bibel veröffentlichte Bücher verglichen. Nun finden wir es auch als nötig, das Christentum und den Islam hinsichtlich des Glaubens zu vergleichen. Wir verzichten auf übertragene Beweise und behandeln diese Angelegenheit mit vernünftigen Beweisen.

Der wichtigste Glauben der Christen ist die Dreieinigkeit. Nach ihrer Überzeugung gibt es drei Götter: Gott, Jesus als Sohn Gottes und Heiliger Geist. Jedoch wurde das Wort “mein Sohn” in der Bibel verwendet, um zu zeigen, dass Jesus sehr geliebt ist. In den vorhandenen Evangelien heißt es: “Gott und Jesus sind gleich wissend und gleich mächtig. Die anderen Eigenschaften von ihnen sind auch gleich. Nach der Auffassung von Paulus wurde Jesus an das Kreuz geschlagen nachdem er starb, vebrachte in der Hölle acht Tage und stieg auf den Fluchbaum, anschließend zum Himmel und stellte sein Pult an die rechte Seite des Vaters, nahm die Schöpfungsmacht von ihm. Nun ist der Gottessohn an der Macht. Weil Jesus auch am Tage der Aufstehung der absolute Herrscher sein wird, ist der Vater fern von der Beschäftigung geblieben.”

Nach dem Glauben der Muslimen ist ALLAH, der Erhabene, der Einzige. Hinsichtlich SIENES Wesens und SEINER Eigenschaften ist ER ohne Gleichen.

[Imam-ı Rabbânî Ahmed Fârûkî Serhendî, der Erneuerer des zweiten Jahrtausendes, Friede sei mit ihm, der den Glauben der Muslimen, welche der Sunna des heiligen Propheten genau folgen, am besten erklärt, schreibt in dem 67. Briefes seines Buches “Mektubat” (Briefe) folgendes:

“Ihr sollt wissen, dass ALLAH, der Erhabene, der anfanglos ist, mit SEINEM Wesen besteht. ER ist Allerschaffer. ER ist ewig da. ER hat nämlich keinen Anfang und kein Ende. Das Nichtvorhandensein kann vor SEINEM Vorhandensein nicht existieren. Alles außer IHM war nicht vorhanden. Alles hat ER nachher erschaffen. Wer anfanglos und endlos ist, ist unsterblich und ewig. Wer erzeugt und erschaffen ist, ist sterblich und vergänglich. ALLAH, der Erhabene, ist der Einzige. Es ist nötig, dass ER ständig da ist. ER ist das einzige Wesen, das der Anbetung würdig ist. Es ist nicht nötig, dass andere Wesen außer IHM da sind. Es ist möglich, dass sie da oder nicht da sind. Kein Wesen außer IHM ist der Anbetung würdig. ALLAH, der Erhabene, hat vollkommene Eigenschaften. Das sind: Leben, Allwissenheit, Hören, Sehen, Allmacht, Sprechen, Wille und Erschaffen. Auch SEINE Eigenschaften sind ständig und ewig. Sie bestehen mit dem Wesen ALLAHs, des Erhabenen, zusammen. Dass die Geschöpfe nachher erschaffen worden sind und dass ununterbrochene Änderungen bei ihnen zustandekommen, verursachen nicht, dass das Ewigsein SEINER Eigenschaften ungültig wird.

Und dass die Beziehungen zwischen SEINEN Eigenschaften und den Eigenschaften der Geschöpfe bestehen, macht das Ewigsein SEINER Eigenschaften nicht ungültig. Weil die Philosophen der Vernuft vertrauten, welche fehlbar ist, und weil die Anhänger der Sekte Mu’tesile die Wahrheit nicht einsahen, behaupteten sie, dass SEINE Eigenschaften, die Geschöpfe erschaffen und auf sie wirken, vergänglich wären, da die Geschöpfe vergänglich sind. So haben sie SEINE vollkommenen Eigenschaften verleugnet. Nach ihrer Auffassung könne die Eigenschaft “Wissen” des Erhabenen die Einzelheiten nicht umfassen. Denn die Änderungen an den Dingen würden auch Änderungen bei der Eigenschaft “Wissen” des Erhabenen her vorrufen. Sie konnten nicht einsehen, dass die Eigenschaften des Erhabenen ewig sind. Deren Beziehungen zu den Geschöpfen sind vergänglich, nämlich erschaffen.

ALLAH, der Erhabene, hat keine fehlbaren Eigenschaften. ALLAH, der Erhabene, ist frei von den Eigenschaften der Materie, Körper und Zuständen und von deren Erfordernissen. ALLAH, der Erhabene, ist über die Zeit, den Raum und die Richtung erhaben. Die Zeit, den Raum und die Richtungen hat ER nachher erschaffen. Ein ungebildeter Mensch glaubt, dass ER auf dem Heiligen Thron sei. Sowohl der Heilige Thron als auch die dahinter bzw. darüber bestehenden sind SEINE Geschöpfe. Alle diese hat ER nachher erschaffen. Könnte ein Wesen, das vergänglich ist, ein Platz für das Ewige sein? Der Heilige Thron ist jedoch das ehrwürdigste Geschöpf. Er hat mehr Glaubenslichter als andere Geschöpfe. Deswegen ist er wie ein Spiegel. Er spiegelt die Erhabenheit ALLAHs, des Erhabenen. Er wird daher (Thron Allahs) genannt. Sonst ist er gegenüber dem Wesen ALLAHs, des Erhabenen wie andere Dinge. Alle sind SEINE Geschöpfe. Jedoch hat der Heilige Thron die Fähigkeit zu spiegeln. Andere Dinge haben diese Fähigkeit nicht. Darf man das Spiegelbild dessen, der sich im Spiegel spiegelt, ihn selbst nennen? Der Mensch hat beispielsweise sowohl zu dem Spiegel, als auch anderen Dingen Beziehungen. Diese Beziehungen sind gleich. Nur einen Unterschied hat die Beziehung des Menschen zu einem Spiegel gegenüber anderen Dingen. Der Spiegel spiegelt ihn, andere Dinge aber nicht.

ALLAH, der Erhabene, ist kein Körper, keine Materie, keine Energie, kein Zustand und kein Vorfall. ER ist frei von Dimensionen. Wir sagen, dass ER der Größte ist. Aber diese Größe ist nicht eine Größe, die wir begreifen können. ER umfasst alle Dinge. Dieses Umfassen ist ein Umfassen, das wir begreifen. ER ist uns nahe. Aber diese Nähe begreifen wir nicht. ER ist der Größte, umfassend und uns nahe. Wir glauben es. Aber wie diese Beziehungen sind, können wir verstehen. Alles, was wir hinsichtlich des Wesens und der Eigenschaften ALLAH, des Erhabenen, denken, ist falsch. ALLAH, der Erhabene, vereinigt sich mit nichts und niemandem. Nichts und niemand vereinigt sich mit IHM. Nichts und niemand ereignet sich bei IHM. Und ER ereignet sich bei Nichts und Niemandem. ALLAH, der Erhabene, teilt sich nicht. ER ist nicht zu analysieren und nicht zusammenzusetzen. ER ist ohne Gleichen. ER hat keine Frau und keine Kinder. ER ist nicht ein Wesen, das wir begreifen können. Man kann sich nicht vorstellen, wie ER ist. ER ist mit nichts und niemandem zu vergleichen. Nur wir wissen, dass ALLAH, der Erhabene, und SEINE von IHM mitgeteiten Eigenschaften vorhanden sind. Aber ER SELBST und SEINE Eigenschaften sind frei von allen, was uns einfällt. Die Menschen können IHN nicht begreifen.

Ein persischer Vers besagt:

Als gefagt wurde: “Bin ICH nicht ihr Schöpfer?”

“ER ist vorhanden” sagten die Verständigen und hörten auf zu sprechen.

Die Namen ALLAHs, des Erhabenen, sind unveränderlich, d.h. man darf IHN nur mit den Namen benennen, die der Islam mitgeteilt hat. Außer diesen Namen darf man IHM keinen Namen geben. Wenn ein Name auch vorzüglich und schön ist, darf man ihn nicht verwenden. Man darf IHN Dschewâd (großzügig) nennen. Denn der Islam nennt IHN Dschewâd. Man darf aber den Namen “Sahî” nicht nennen, obwohl dieses Wort die gleiche Bedeutung hat. Denn der Islam benennt nicht IHN “Sahih”. [Man darf also IHN nicht als Gott bezeichnen. Wenn man IHN besonders beim Gebetsrufen bzw. bei Anbetung nicht “ALLAH” sondern “Gott” nennt, begeht man schwere Sünde.]

Der heilige Koran ist das Wort ALLAHs, des Erhabenen. ER hat SEIN Wort mit den islamischen Buchstaben und Aussprachen durch den heiligen Propheten Muhammed herabgesandt, damit Er SEINEN Dienern SEINE Gebote und Verbote verkündet.

Wir als Geschöpfe sprechen mit unseren Stimmbändern, Gaumen, Zunge und Lippen. Wir drücken unsere Äußerungen in Stimmen bzw. Buchstaben aus. ALLAH, der Erhabene, aber hat SEINEN Dienern SEIN Wort ohne Stimmbänder, Mund und Zunge gesandt. ER hat SEINE Gebote und Verbote in Buchstaben und Stimmen ausgedrückt. Beide Worte gehören IHM. D.h. sowohl SEIN Wort vor dem Ausdrücken in Buchstaben und Stimmen (Kelâm-ı nefsî) als auch SEIN Wort nach dem Ausdrücken in Buchstaben und Stimmen (Kelâm-ı lâfsî) gehört IHM. Es ist richtig, beides als “Wort” zu bezeichnen. Genau so ist es bei uns. Unser Wort vor und nach dem Ausdrücken in Buchstaben gehören uns. Es wäre falsch, zu behaupten, dass Kelâm-ı nefsî wahre und Kelâm-ı lâfsî bildliche bedeutung besitzen. Denn was eine bildliche Bedeutung hat, kann abgelehnt werden. Zu behaupten, dass Kelâm-ı nefsî nicht das Wort ALLAHs, des Erhabenen, sei, ist Unglaube. Alle heiligen Seiten und Bücher, die den vorigen Propheten herabgesand wurden, sind Worte ALLAHs, des Erhabenen. Alle Gebote und Verbote in diesen Seiten, Büchern und im heiligen Koran sind “Heilige Bestimmungen”. ER hat SEINE Bestimmungen, die gemäß der Zeit waren, den Menschen gesandt.

Die Gläubigen werden im Paradies ALLAH, den Erhabenen, frei von Raum und Richtung und auf unerklärlicher Weise sehen. Wir glauben, dass wir im Jenseits ALLAH, den Erhabenen, sehen. Wir denken nicht daran, wie es geschehen wird. Denn die Vernunft kann nicht erfassen, wie man IHN sieht. Es bleibt uns nichts anders, als zu glauben. Wie schade, dass den Philosophen, Anhängern der Sekte Mu’tesile und der, von der Sunna getrennten Irrlehren, versagt blieb, daran zu glauben, und sie die Wahrheit nicht einsehen konnten. Sie versuchten, das Unsichtbare und das Unbekannte mit dem Sichtbaren dem Bekannten zu vergleichen und durften daher nicht die Ehren des Glaubens erlangen.

Wie ALLAH, der Erhabene, Menschen erschafft, so erschafft ER auch ihr Tun. Alles, Gutes und Böses, erschaff ER. Aber ER ist nicht mit Bösem sondern mit Gutem zufrieden. Obwohl ER gutes und böses Tun erschafft, darf man IHN nicht als Erschaffer des Bösen bezeichnen. Das wäre eine Frechheit. Man soll sagen, dass ER Allerschaffer ist.” Die Übersetzung aus dem Buch Mektubat (Briefe) ist hiermit beendet.

Fahreddîn-i Râzî[27], Friede sei mit ihm, hat die zwanzig von den Glaubensgelehrten erläuterten Gründen behandet, um die Einigheit ALLAHs, der Erhabenen, zu beweisen. Wir werden hier einige davon erwähnen:

1– Im 22. heiligen Vers der Sure Enbiya (Die Propheten) heißt es: “Nehmen sie sich Götter von der Erde, die lebendig machen können? Gebe es in beiden (Himmel und Erde) Götter außer Allah, so wären beide verdorben.”

Dieser heilige Vers weist auf “den Beweis des Unmöglichen.”

Das heißt, wenn man annimmt, dass es zwei Götter gäbe, würden ihre Handlungen gleich oder unterschiedlich sein. Wenn ihre Handlungen unterschiedlich gewesen wären, würde die Ordnung auf der Erde und im Himmel verdorben bzw. vernichtet oder aus Gegensätzen zusammengesetzt sein. Zum Beispiel: Wenn einer von zwei Göttern die Bewegung und der andere aber das Unbewegtsein eines Menschen namens Zeyd gewollt hätten, müsste der Zustand von Zeyd durch die Wirkung der beiden Götter aus zwei Gegensätzen zusammengesetzt sein. [Das ist aber unmöglich. Denn das Bestehen des aus zwei Gegensätzen zusammengesetzten Zustands von Zeyd ist unvorstellbar. Es ist nämlich unmöglich, dass Zeyd gleichzeitig sowohl bewegt als auch unbewegt wäre. Er ist entweder bewegt oder unbewegt.]

Wenn die Wirkungen von zwei Göttern gleich wären, würde es bei ihnen entweder eine oder keine Opposition geben. Wenn sie beide das Gleiche gewollt hätten, würde es keine Opposition gegeben haben. Wenn sie aber unterschiedlich gewollt hätten, würde eine Opposition bestanden sein. Die Opposition heißt, dass einer von beiden unfähig sein muss. Die Unfähigkeit gehört aber zu den Geschöpfen. Geschöpfe sind nachher erschaffen und daher unfähig. Diese Eigenschaft gehört nicht zur Gottheit. Wer unfähig bzw. nachher erschaffen ist, kann kein Gott sein.

2– Wenn es zwei Götter gegeben hätte, würde einer von ihnen entweder mächtiger oder nicht mächtiger gewesen sein. Wenn einer der beiden Götter mächtiger wäre, würde der Zweite unnötig sein. Das Unnötigsein aber ist eine Fehleigenschaft. Wer fehlbar ist, kann kein Gott sein. Wenn einer von beiden fähig wäre, alles zu erschaffen, würde es den anderen nicht geben.

3– Wenn es zwei Götter gegeben hätte, würden sie beim Erschaffen der Geschöpfe entweder einander gegenseitig benötigt haben oder nicht. Oder der Zweite würde den Ersten benötigt haben, der Erste aber den Zweiten nicht.

Im ersten Fall müssten sie unfähig sein, da sie einander gegenseitig benötigten. Wer aber unfähig ist, kann kein Gott sein. Im zweiten Fall wenn sie beide einander nicht benötigten, müssten sie beide kein Gott sein. [Denn in diesem Fall würde einer von beiden überflüssig sein. Die Eigenschaft “Überfluss” widerspricht der Gottheit.] Denn Gott ist ein Wesen, das von jedem benötigt wird. Ein Wesen, das man nicht benötigt, kann kein Gott sein. Im dritten Fall kann ein Wesen, das ein anderes benötigt, kein Gott sein. Nur das Wesen, das nichts und niemanden benötigt, kann ein Gott sein. Daher muss es nur einen Gott geben.

Kâdî Beydavî[28], Friede sei mit ihm, sagt: Wenn es zwei Götter gäbe, würden beide gleich mächtig sein. Denn die Macht ist der Grund, dass die Geschöpfe erschaffen bzw. vernichtet werden. Das Erschaffen– und Vernichtetwerden ist eine gemeinsame Eigenschaft der Geschöpfe. Demnach würde es kein Wesen geben. Denn, wenn es zwei Götter gäbe, würde einer von beiden beim Erschaffen der Schöpfung wirken und der andere nicht oder sie würden beide nicht wirken. So würde man in beiden Fällen gezwungen sein, eines von diesen beiden Wesen vorzuziehen, obwohl es nicht nötig ist. Das ist aber unrichtig.

Beim Erschaffen der Schöpfung würden beide Götter keine Wirkung haben. Wenn es beim Erschaffen und Vernichten der Geschöpfe keine Wirkung gäbe, würden die Gerschöpfe nicht dasein. Wenn es keinen Schöpfer gäbe, würde es auch keine Geschöpfe geben.

Der zweite Fall, dass beim Erschaffen der Schöpfung einer von beiden Göttern die Wirkung und der andere keine Wirkung hätte, ist unrichtig, obwohl beide Götter gleich mächtig seien. Wenn beide Götter gleichzeitig beim Erschaffen eine Wirkung hätten, müssten zwei Schöpfer selbständig wirken. Das ist aber unrichtig. Er ist auch nicht möglich, dass zwei Götter beim Erschaffen der Schöpfung entgegengesetzte Wirkung hätten. Es ist also falsch, dass es zwei Götter gäbe, die beim Erschaffen der Schöpfung selbständige Wirkungen haben. Deswegen ist es auch falsch, dass es zwei Götter gäbe, die gleichzeitig beim Erschaffen der Schöpfung gemeinsame Wirkung hätten. Es gibt also nur einen Schöpfer. Und einen zweiten Schöpfer kann es nicht geben. [Es gibt einen absoluten Schöpfer. ER hat die Schöpfung gewollt und erschaffen. Wenn ER die Schöpfung nicht gewollt und nicht erschaffen hätte, würde nichts bestanden sein. Kein Wesen kann aus Nichts entstehen. Es gibt einen absoluten Schöpfer, der alles erschaffen hat. Die Schreibfeder kann nicht von selbst schreiben. Damit die Feder schreibt, muss es dazu einen Grund geben. Wie jeder weiß, ist dieser Grund der Schreiber. Wie die Feder ohne Schreiber nicht schreiben kann, so kann die Schöpfung ohne den Schöpfer nicht bestehen.]

4– Wenn es zwei Götter gäbe, und einer von den beiden Götter das Aufstehen und der andere das Sichsetzen von Zeyd gewollt hätte, würde Zeyd gezwungen sein, sowohl aufzustehen als auch sich zu setzen. Das Aufstehen ist der Gegensatz von dem Sichsetzen. Es ist aber unrichtig, zwei Gegensätze gleichzeitig durchzuführen. Wenn der Wille des einen Gottes geschehen würde, so müsste der andere hilflos sein. Es ist nicht anzunehmen, dass der Gott hilflos ist. Denn Hilflosigkeit gehört zu den Geschöpfen. Ein hilfloses Wesen kann nicht ewig sein. Wie eine ewige Hilflosigkeit nicht möglich ist, so ist es auch unmöglich, dass Gott hilflos und erschaffen sei. Anzunehmen, dass Gott hilflos sei, würde heißen, dass Gott seine Macht verloren habe, während er in Ewigkeit mächtig war. Das erfordert, dass die Ewigkeit aufhört, zu bestehen. Wenn dem anderen Gott nicht möglich wäre, zu wollen, dass sich Zeyd setzt, würde es heißen, dass er unfähig sei. Wer aber unfähig ist, kann kein Gott sein.

Das Wort “Fî-himâ” im 22. heiligen Vers der Sure Enbiya (Die Propheten) bedeutet die Wirkung der zwei Götter. Dieser heilige Vers ist ein endgültiger Beweis, dass es nur einen Schöpfer gibt. Sa’deddîn-i Teftâzânî[29], Friede sei mit ihm, weist darauf hin, dass dieser heilige Vers ein entscheindender Beweis dafür ist, dass zwei Götter nicht, bestehen können.

So wird verständlich, dass ALLAH, der Erhaben, das unentbehrliche Wesen, der alleinige Schöpfer und ohne gleichen ist. Die Beweise der alten griechischen Philosophen, dass ALLAH, der Erhabene, einziger Schöpfer ist, sind etwa zehn. Die Glaubensgelehrten erklären durch das Kausalitätsprinzip, dass jede Wirkung durch eine wirkende Ursache hervorgebracht wird. Die Gelehrten erklären es jedoch durch den Kausalitätzusammenhang. [Bei Erklärung durch den Kausalitätszusammenhang stellt man die Frage “Weswegen?” Bei Erklärung durch das Kausalitätsprinzip bestätigt man die Tatsachen mit dem Wort “Gewiss”.]

Die Wesen können nicht von selbst bestehen. Es gibt einen Schöpfer, der sie erschafft. Wie es die Schöpfung gibt, so gibt es einen Schöpfer. Dass es Geschöpfe gibt, ist ein Beweis, dass es den Schöpfer gibt. [Dieser Schöpfer ist ALLAH, der Erhabene.] Wie die Geschöpfe Eigenschaften haben, so besitzt auch ALLAH, der Erhabene, der sie erschaffen hat, diese Eigenschaften.

[Alles außer ALLAH, dem Erhabenen, wird Geschöpfe oder Weltall genannt. Heute spricht man von der Natur. Alle Geschöpfe waren nicht da. ALLAH, der Erhabene, hat sie alle erschaffen. Geschöpfe können erschaffen werden, während sie nicht bestehen und vernichtet werden, während sie bestehen. Sie sind erschaffen worden, während sie nicht da waren. Die heilige Hadith, “ALLAH, der Erhabene, war da, während nichts und niemand bestanden.” weist darauf hin, dass es so geschah.

Der andere Beweis, dass das Weltall erschaffen wurde, sind die ununterbrochenen Veränderungen. Alles ändert sich. Was dagegen ewig ist, ändert sich nie. Ewig ist ALLAH, der Erhabene, und ewig sind SEINE Eigenschaften. Diese verändern sich niemals. Bei physikalischen Vorgängen verändert sich jedoch der Zustand der Materie. Bei chemischen Vorgängen aber verändert sich die Substanz der Materie. Wir sehen, dass Gegenstände vernichtet werden, aus denen dann andere zustande kommen. Heute ist bekannt, dass Materie bei Atomveränderungen und Kernreaktionen vernichtet wird. Sie verwandelt sich in Energie. Die Veränderungen und Umwandlungen im Weltall können nicht nicht ohne Anfang sein. Sie können nicht aus dem Nichts zustande kommen. Alle diese müssen einen Anfang haben, nämlich aus Urmaterien bzw. Elementen zustande gekommen sein, die aus dem Nichts erschaffen worden sind.

Der Beweis, dass das Weltall aus dem Nichts erschaffen werden kann, ist, dass das Weltall nachher erschaffen worden ist. Wir sehen, dass alles erschaffen wird, während es nicht da war. Gegenstände werden vernichtet. Daraus entstehen andere Gegenstände. Nach unserem heutigen Wissen in der Chemie werden 105 Elementen bei chemischen Reaktionen nicht vernicht. Nur ihr Aufbau verändert sich. Radioaktive Vorgänge haben bewiesen, dass Elemente und sogar Atome vernicht werden und dass sich Materie in Energie verwandelt. Einstein[30], ein deutscher Atomphysiker hat diese Umwandlung berechnet und formuliert.

Die ununterbrochenen Veränderungen der Gegenstände können nicht ohne Anfang zustande kommen. Man darf nicht sagen, dass es ewig geschehen ist und ewig geschehen wird. Diese Veränderungen haben einen Anfang. Das heißt, dass ihr Dasein einen Anfang hat. Sie ware alle nicht da und wurden nachher erschaffen. Wenn die Urmaterien nicht aus dem Nichts erschaffen worden wären, und wenn ihr Entstehen auseinander von Ewigkeit zu Ewigkeit ununterbrochen aufeinander gefolgt wäre, würde dieses Weltall vernichtet worden sein. Denn damit das Weltall vor Ewigkeit dasein könnte, müsste die Urmaterien, aus denen das Weltall entsanden sei, vor dem Weltall dasein. Damit das danach Kommende dasein kann, muss das Vorige früher dasein. Wenn das Vorige da ist, wird das danach Kommende nicht dasein. Vor der Ewigkeit heißt ohne Anfang. Wenn das erste Wesen nicht da ist, können die danach kommenden Wesen nicht dasein. Dem nach müssen alle Wesen nicht existieren. Damit ein Wesen dasein kann, muss das vorige Wesen, aus dem das danach kommende Wesen entsteht, früher existieren. Aber die Reihe zwischem dem Vorigen und dem danach Kommenden kann nicht unendlich sein. Sonst würden sie alle nicht dasein.

Dass die Schöpfung augenblicklich besteht, heißt, dass sie nicht ewig, sondern erschaffen ist. Man muss daran glauben, dass die Schöpfung aus dem Nichts erschaffen worden ist.

Das Wesen ist zwei. Das eine ist das mögliche Wesen, das nachher erschaffen worden ist. Das zweite ist das unentbehrliche Wesen, das ewig vorhanden ist. Wenn das Wesen nur aus dem möglichen Wesen bestehen würde, würde nichts vorhanden gewesen sein. Denn das Zustandekommen eines Dinges ist eine Veränderung. Damit eine Veränderung bei jedem Körper vorkommt, muss nach unserem Wissen eine äußerliche Kraft, die zuvor vorhanden ist, auf den betreffenden Körper wirken. Daher kann das mögliche Wesen nicht von selbst zustande kommen und bestehen. Wenn keine Kraft auf das mögliche Wesen gewirkt hätte, würde es nicht vorhanden gewesen sein. Wenn ein Wesen nicht von selbst vorhanden sein kann, kann es auch andere mögliche Wesen nicht zustande bringen. Das Wesen, das das mögliche Wesen erschafft, muss das unentbehrliche Wesen sein. Dass die Schöpfung besteht, zeigt, dass es einen Schöpfer gibt, der sie erschaffen hat. So wird verständlich, dass ALLAH, der Erhaben, allein der einzige Schöpfer ist, der nicht gezeugt bzw. nicht erschaffen und ewig ist.

Man muss glauben, dass ALLAH, der Erhabene, das unentbehrliche Wesen und der einzige Schöpfer ist, der alle Wesen erschaffen hat. Man muss unbedingt glauben, dass allein ALLAH, der Erhabene, alles im Dies– und Jenseits ohne Materie, alle Atome, Moleküle, Elemente, Zusammengesetzte und organische Stoffe, Zellen, das Leben und den Tod, jedes Ereignis und jede Reaktion, jede Art von Kraft und Energie, alle Naturgesetze und Vorfälle, alle Seelen und Engel, alle Leblose und Lebendige aus dem Nichts erschaffen hat und schützt, damit sie bestehen können. Wie ER alles augenblicklich aus dem Nichts erschaffen hat, so erschafft ER ständig Wesen voneinander. Am Tage des Weltuntergangs wird ER alles augenblicklich wieder vernichten. ER ist der einzige Schöpfer, Herrscher und Schützer aller Wesen. Man muss glauben, dass ER keinen Herrscher bzw. Vorgesetzten hat. Alle Erhabenheit und alle vollkommene Eigenschaften gehört IHM. ER hat keine Fehler und keine Fehleigenschaften. ER tut, was ER will. ER tut nichts damit SEIN Tun SICH SELBST oder einem anderen nützlich wird. ER tut nichts als Erwiderung. Es gibt jedoch unerforschliche Ratschlüsse, Vorteile, Güte und Gaben bei jedem Tun von IHM. ER ist ewig. ER war nämlich immer da. Das unentbehrliche Wesen (Wâdschib-ül-wüdschûd) heißt, dass das Wesen ewig und nicht erschaffen ist. Wenn ER kein unentbehrliches Wesen wäre, müsste ER erschaffen werden. Das ist Widerspruch. Hudâ heißt im Persischen das Wesen, das ewig vorhanden ist.

ALLAH, der Erhabene, ist unabhängig von Zeit und Raum. Weil keine Änderung bei IHM stattfindet, darf man nicht denken, dass ALLAH, der Erhabene, in Vergangenheit anders bzw. in Zukunft veränderlich ist. ALLAH, der Erhabene, ereignet sich in und vereinigt sich mit keinem Wesen. ALLAH, der Erhabene, hat keinen Gegensatz, keinen Partner, keinen Helfer, keinen Schützer und ist ohne gleichen. ER hat keine Mutter, keinen Vater, keinen Sohn, keine Tochter, keine Frau. Überall und immer umfasst ER alle Dinge. ER ist jedem Menschen näher als seine Schlagader. ER ist überall anwesend und umfasst alle Dinge. Diese Anwesenheit und Umfassung sind jedoch nicht so, wie wir es verstehen. SEINE Nähe kann durch die Vernunft der Gelehrten, durch die Intelligenz der Wissenschaftler und durch die Erleuchtung der Heiligen nicht begriffen werden. Die Vernunft bzw. der Verstand kann deren Angelegenheiten nicht verstehen. ALLAH, der Erhabene, ist mit SEINEN Eigenschaften einzig. ER SELBST und SEINE Eigenschaften ändern sich nicht.

Im Weltall besteht eine wunderbare Ordung. Man findet während den naturwissenschaftlichen Forschungen unter den Geschöpfen im Weltall immer neue Beziehungen. Der Wesen, das diese Ordnungen erschaffen hat, muss lebendig und unsterblich, allwissend, allmächtig, willkürlich, hörend, sehend, sprechend und schöpferisch sein. Denn Sterblichkeit, Unwissenheit, Machtlässigkeit, Gezwungensein, Taubheit und Stummheit sind Mängel. Es ist unmöglich, dass der Schöpfer, der das Weltall ordnungmäßig erschaffen hat, solche Mängel besitzt.

Alle Wesen, von Atomen bis zu den Sternen, sind genauen Berechnungen und Naturgesetzen gemäß erschaffen worden. Die Ordnung, die durch Physik, Chemie, Astronomie und Biologie entdeckt worden ist, ist wunderbar. Selbst musste Darwin gestehen, als er an das Sehvermögen des Augens dachte: “Es geht über meinen Verstand!” Kann ALLAH, der Allmächtige, der alle Gesetze und die genauen Berechnungen, die man in Naturwissenschaften studiert, erschaffen hat, fehlbare Eigenschaften besitzen?

Wir sehen vollkommen Eigenschaften auch bei Geschöpfen. ER hat diese Eigenschaffen bei SEINEN Geschöpfen erschaffen. Wie könnte ER diese Eigenschaften bei SEINEN Geschöpfen erschaffen, wenn ER diese nicht hätte. Sonst würden SEINE Geschöpfe vorzüglicher sein als ER SELBST.

Der Schöpfer, der die Welten erschaffen hat, muss alle vollkommenen, aber keine fehlbare Eigenschaften haben. Denn wer fehlbar ist, kann kein Schöpfer, Hudâ, sein.

Sowohl vernünftige Beweise, als auch heilige Verse im heiligen Koran und heilige Mitteilungen des heiligen Propheten zeigen deutlich, dass ALLAH, der Erhabene, vollkommene Eigenschaften besitzt. Man darf keinen Zweifel darüber hegen. Im Zweifel darüber sein führt zum Unglauben. Die oben erwähnten Eigenschaften heißen ständige Eigenschaften. ALLAH, der Erhabene, hat nämlich acht ständige Egenschaften. Es entsteht keine Fehler bzw. keine Verwirrung und keine Änderung bei SEINEM Wesen und SEINEN Eigenschaften und bei SEINEM Tun.]

Wir haben bereits erwähnt, dass im heiligen Koran viele heilige Verse stehen, die mitteilen, dass ALLAH, der Erhabene, in Person und in SEINEN Eigenschaften und bei SEINEM Tun einzig ist. Im ersten heiligen Vers der Sure Ihlas (Die Öffnende) heißt es sinngemäß: Lob sei ALLAH, dem Schöpfer aller Welten. Der 163. heilige Vers der Sure Bekara (Die Kuh) lautet dem Sinn nach: Und euer Gott ist ALLAH, der einzige Gott; es gibt keinen Gott außer IHM, dem Erbarmer, dem Barmherzigen. Es gibt viele ähnliche Mitteilungen im heiligen Koran.

Nach den Lexikologen haben die Wörter “Einziger” und “Alleiniger” die gleiche Bedeutung. Aber wenn man es eingehender untersucht, sieht man, dass diese Wörter unterschiedlich verwendet werden. Denn mit dem Wort “Einziger” meint man im allgemeinen “Alleiniger”. Das Wort “Einheit” ist der Gegensatz des Wortes Mehrheit. Das Wesen, das einzig ist, ist frei von Gegensätzen und Gemeinsamkeiten. Das einzige Wesen ist kein zusammengesetztes Wesen. Es ist unabhängig von Farben, Mengen und dergleichen. Das einzige Wesen ist ohnegleichen. Das einzige Wesen hat keine Änlichkeit mit materiellen bzw. geistigen Wesen, die teilbar oder unteilbar sind. Wer Einziger ist, ist ohnegleichen und ER ist ALLAH, der Erhabene. [Ein anderer Unterschied zwischen Alleiniger und Einziger ist, dass der Begriff Einziger den Begriff Alleiniger umfassen kann. Wer Einziger ist, ist zugleich Alleiniger. Aber ein Alleiniger ist nicht immer ein Einziger.]

ALLAH, der Erhabene, ist barmherzig mit SEINEN Dienern. Der 30. heilige Vers der Sure Âl-i imrân (Das Haus Imrân) besagt sinngemäß: Sprich: “So ihr ALLAH liebet, so folget mir. Lieben wird euch ALLAH und wird euch eure Sünden verzeihen, denn ALLAH ist verzeihend und barmherzig.” [Der heilige Prophet teilte mit: Denkt an die Geschöpfe ALLAHs, des Erhabenen und nicht an SEIN Wesen. Denn ihr könnt SEIN Wesen nicht begreifen. Kein Geschöpf kann seinen Schöpfer begreifen. Mit einer anderen heiligen Hadith sagte der heilige Prophet, Friede sei mit Ihm: ALLAH, der Erhabene, ist über alle Vorstellungen erhaben.]